Alle Beiträge von Thomas Guggenbichler

Rückblick Hochwasser 1965 und 1966

Aus gegebenem Anlass wollen wir einen Blick in unsere Feuerwehrchronik aus dem Jahr 1965 und 1966 werfen. Wir können darin einige Parallelen zu den Jahren 2018 und 2019 erkennen.
4. September 1965: Nach tagelangen wolkenbruchartigen Regenfällen trat die Drau über die Ufer und überschwemmte das ganze Tal. Der Siflitz-, Zauchen- und Brandschusterbach waren zu reißenden Wildbächen angestiegen und verwüsteten die Straßen und Felder unseres Dorfes. Vom 4. bis 7. September waren alle Feuerwehrmänner Tag und Nacht im Katastropheneinsatz. Nach Aussagen älterer Dorfbewohner war die Katastrophe im Jahre 1903 viel geringer und es hat nicht soviel Wasser im Drautal gegeben. 
Überfutungen am Mitterling
Am 5. September erreichte der Wasserstand der Drau zwischen Kleblach und Lind einen Zustand, welcher seit Menschengedenken nicht vorhanden war. Die Draubrücke wurde zur Gänze weggerissen und der Wasserstand erreichte bei der Banklerhütte am Mitterling eine Höhe von 2.60 m.  
zerstörte Draubrücke in Kleblach
Die Wassermassen der Drau drangen bis zu den ersten Häusern des Dorfes vor. In der Nacht vom 5. auf 6. September tobte der Brandschusterbach. Die umliegenden Felder am Auslauf des Baches wurden meterhoch vom Geröll und Schlamm verschüttet. Diese Nacht wurde zu einem Inferno für unser Dorf. Feuerwehrmänner und freiwillige Helfer, ausgerüstet mit Werkzeug und Fackeln, versuchten das Schlimmste zu verhindern. 

Blick in Richtung Ortseinfahrt Lind
 
Drei Tage war Lind von den anderen Ortschaften völlig abgeschlossen; die einzige Möglichkeit, aus dem Dorf herauszukommen, war der Weg über Bärnbad nach Sachsenburg.

Beim Anwesen Walter Egger, vlg. Reißacher am Kims, wurden in einem schwierigen Einsatz 80 Stück Vieh geborgen.
überfluteter Mitterling mit Bankler Schupfen
 
Von Oberdrauburg bis Sachsenburg hielten nur zwei Brücken über die Drau den Wassermassen stand; alle anderen wurden von den Fluten weggeschwemmt. Erst nach Rückgang der Wassermassen innerhalb von drei Tagen sah man das ganze Ausmaß der Verwüstungen.
 
Die Aufräumungsarbeiten im Dorf dauerten Monate - Häuser, Gärten, Felder und Straßen mussten vom Schutt und Schlamm gereinigt werden.
18. - 23. August 1966: Oberkärnten wird von einer noch größeren Hochwasserkatastrophe heimgesucht. (Das ganze Tal ist ein einziger See. Bei der Bankler-Hütte am Mitterling wird ein Wasserstand von "3.2o m" gemessen.
 
 
Mit ungeheurer Gewalt überfluteten die Wassermassen das leidgeprüfte Oberkärnten. Harmlose Bäche wurden zu reißenden Flüssen; Möll, Drau und Lieser wuchsen zu gewaltigen Strömen an. Straßen, Äcker und sogar Häuser wurden zu Flussbetten und überall wälzte sich die braune, schmutzige Flut, die Tod und Verderben brachte.
Überflutung im Ortsgebiet
Behelfsbrücke nach Kleblach
 
Die provisorische Draubrücke, erst im Vorjahr von den Pionieren unseres Bundesheeres errichtet, ist abermals ein Opfer der Draufluten geworden. Die Pioniere errichteten neuerlich die lebenswichtige Brücke über die Drau.
 
Drei Tage und Nächte waren die Männer unserer Feuerwehr im Einsatz, um das Leben und Gut anderer zu retten und zu schützen.

4. - 7.November 1966: Nach Schneefällen im Gebirge und anschließendem Föhn mit Regenfällen bis über 2.500 m, kam es neuerlich zu schweren Überschwemmungen und Vermurungen in Oberkärnten. Die Fluten der Drau reichten bis zur alten Säge.
Blick von Kleblach nach Lind
Der Siflitzbach trat über die Ufer und riß die Hütte des Herrn Stefan Türk mit sich. Der Zauchen-, Kapellen-, Brandschuster-, Pfeiferbachl und sonstige kleine Gerinne wurden zu Wildbächen und vermurten Teile unseres Ortes. 
Überflutungen beim Pfarrerbachl
Bundesheer bei der Arbeit
 
Die Männer unserer Feuerwehr waren den Anforderungen dieser Katastrophe nicht mehr gewachsen; über 2000 Stunden waren sie schon im Einsatz. Von der Einsatzleitung wurde das Österreichische Bundesheer zu Hilfe gerufen.
 
Bis 13. November, erstreckten sich die Hilfeleistungen, bis alles wieder so halbwegs in Ordnung war.

Die Hochwässer des heurigen Jahres waren "Hochwässer des Jahrhunderts!"
22 Tote und Schäden in Millionenhöhe (fast die Milliardengrenze erreicht) waren zurückgeblieben.

durch LKW beschädigte Behelfsbrücke nach Kleblach

Die Kärntner Landesregierung hat aus Anlass der Hochwasserkatastrophen von 1965 und 1966 "Die Kärntner Erinnerungsmedaille für Katastropheneinsatz" aufgelegt und an die Gemeinden zur Überreichung an verdienstvolle Feuerwehrmänner und freiwillige Helfer übergeben.

Hochwasser 2019

Aufgrund von mehreren hintereinander folgenden Adriatiefen sowie lang und stark anhaltendem Dauerregen im Raum Oberkärnten wurde die FF Lind/Drau am Samstag, 16.11.2019 um 08.00 Uhr zu einer Vermurung der Sachsenburgerstraße an der Gemeindegrenze Lind - Sachsenburg beim Anwesen Vulgo Reisacher am Kims gerufen.  Die gesamte Straße war meterhoch verschüttet.  
verlegte Straße beim Vulgo Reisacher am Kims
mit schwerem Gerät konnten die Straße und das Bachbett provisorisch freigelegt werden.
Noch während der Aufräumarbeiten ordnete Bgm. Manfred Fleißner die durchgehende Besetzung des Funkraumes der FF Lind an. In den Darauffolgenden Stunde überschlugen sich die Meldungen über weitere Überflutungen und Vermurungen in unserem Einsatzgebiet. Mittels Bagger wurden im Ortsgebiet und im Bärenbad die Bachläufe freigelegt.

Um 14.00 Uhr wurden wir zur Volksschule Lind gerufen. Beim Pfeiferbachl war es zu einer Verklausung gekommen. Die Wasser-, Schlamm- und Geröllmassen hatten sich bis zur Ortseinfahrt ausgebreitet und drohten in Häuser einzudringen.
In den folgenden Stunden führt die Mannschaft der FF Lind und unser Bgm. Manfred Fleißner laufend Kontrollfahrten im Einsatzgebiet durch. Ein weiterer Teil unserer Mannschaft begann mit dem befüllen und verteilen von Sandsäcken im Ortsgebiet, um Häuser zu schützen und die Wassermassen geordnet abzuleiten. Zeitgleich wurden der Kappelbach und der  Brandschusterbach sowie das Pfeiferbachel, Pfarrerbachl und das Agrinzbachl so gut wie möglich auf Verklausungen kontrolliert. Aus der Siflitz erreichte uns die Meldung, dass  in der Hintersiflitz beim Vulgo Graber und Vulgo Wieser der Bach über die Ufer tritt und Häuser bedroht waren. Mit dem Einsatz von schwerem Gerät gelang es den Anwohnern dies zu verhindern. 

In den folgenden Stunden wurden die Wasser- und Geröllmassen nicht weniger. Im Bereich der Ortseinfahrt Lind, beim Vulgo Ebner sowie im Bereich der Sautrautratte, beim Vulgo Fischer und Marosch waren unsere Kameraden und die Hausbewohner unermüdlich damit beschäftigt den Wasser und Geröllablauf sicher zu stellen.
In den Nachtstunden von Sonntag den 17.11 auf Montag den 18.11.2019 überschlugen sich die Ereignisse. Um 03.31 Uhr mussten die Kameraden der FF Lind Sirenenalarm auslösen, da es beim Pfeiferbachl und beim Pfarrbachl zu einer Überflutung und Vermurung gekommen war. Die Schlamm und Geröllmassen
reichten durch die Straßen bis zum Dorfbach. Nur durch die bereits errichteten Sandsacksperren, der Arbeit unserer Kameraden und der tatkräftigen Mithilfe der Anwohner konnte größerer Sachschaden an den Wohnhäusern verhindert werden.
Im Zuge des Einsatz erreichte uns auch die Meldung, dass es in der Siflitz zu Hanganrissen in den Feldern gekommen war. Die bereits am Vortag gesperrte Straße in die Siflitz wurde ebenso kurz nach der Siflitzbachbrücke verlegt. Die FF Lind verständigte die Anwohner der Ortschaft Siflitz im Auftrag des Bürgermeisters über die gefährliche Situation.
Den ganzen Tag über war unser Bürgermeister, die FF Lind und die Bevölkerung unterstützt durch schweres Gerät mit den Aufräumungsarbeiten und der Lagebeurteilung beschäftigt. Doch die Lage sollte sich noch immer nicht beruhigen und so mussten wir im laufe des Montags auch noch einen Wasseranstieg des Siflitzbach im Bereich der unteren Siflitzbachbrücke feststellen. Der Bach führte Unmengen von Geschiebe mit sich, welches nur mit schwerem Gerät beseitigt werden konnte. Die ganze Nacht und auch in den folgenden Tagen wurde mit schweren Gerät versucht den Bach in seinem Gerinne zu halten.       
Bis zum Sonntag den 24.11.2019 waren die Einsatzkräfte unserer Gemeinde im Einsatz um die Spuren des Hochwassers zu beseitigen und die Infrastruktur wieder herzustellen.

Straßenreinigung in der Schulstraße
Straßenreinigung beim Vulgo Obermüllner

Die FF Lind möchte sich bei der Bevölkerung für die Mithilfe und die großzügige Unterstützung während des Einsatzes bedanken. Ebenso möchten wir jedoch auch um Verständnis bitten, dass den Anordnungen der Einsatzkräfte folge zu leisten ist um nicht sich und andere in unnötige Gefahr zu bringen. 
Lageerkundung mittels Drohnenflug

Kommandantenwahl

Nachdem Reinhard Maier mit 31.12.2018 sein Amt als Kommandant der Feuerwehr Lind aus beruflichen Gründen zurück gelegt hatte, war es notwendig einen neue Kommandant und dessen Stellvertreter zu wählen. Die Wahlhandlung wurde durch die Gemeinde Kleblach-Lind für Freitag den 22.02.2019 im Wallnerhaus angesetzt. Unter der Wahlleitung durch Bgm. Manfred Fleißner und Christian Bernthaler wurde Mario Possegger zum Kommandanten und Wolfram Dorfer zu dessen Stellvertreter gewählt. Wir wünschen unserer neuen Führung viel Geschick und Erfolg für  ihre neue und verantwortungsvolle Aufgabe. Beim scheidenden Kommandanten Reinhard Maier möchten wir uns für die letzten acht Jahre bedanken die er unsere Wehr geleitet hat

.   

Jahreshauptversammlung

Am Samstag den 03. Feber 2018 hielt die FF Lind/Drau im Rüsthaus Lind  Ihre Jahreshauptversammlung ab. Kommandant Reinhard Maier konnte neben der zahlreich erschienen Mannschaft auch viele Ehrengäste begrüßen. Der Einladung gefolgt war Bürgermeister Manfred Fleißner, Pater Franz Medreyk  SCJ, Bezirksfeuerwehrkommandant Stv. BR Peter Podesser, Abschnittsfeuerwehrkommandant Stv. HBI Norbert Kolbitsch, der Kommandant der FF Kleblach-Lengholz OBI Andreas Strauss, der Obmann der TK Lind Daniel Haßlacher, der Obmann Stv. des MGV Lind Johann Strauß jun., der Obmann Stv. der Lindner Perchten Mathias Schluder und der Obmann der Freunde zur Erhaltung des Kalvarienberg Hermann Laikauf. Kommandant Reinhard Maier und sein Stellvertreter Mario Possegger sowie die Beauftragten der FF Lind konnten einen beeindruckenden Leistungsbericht über das Jahr 2017 ablegen.

Die FF Lind weist derzeit einen Mitgliederstand von 75 Personen auf. Im abgelaufenem Jahr hatte die aktive Mannschaft 23 Einsätze zu bewältigen für die 480,5 Stunden aufgewendet wurden. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein wurden 29 Übungen abgehalten. Zusätzlich besuchten 9 Mitglieder einen Kurs auf Bezirksebene oder an der Landesfeuerwehrschule Klagenfurt.

Insgesamt waren die Mitglieder der Wehr bei 215 Terminen 4122 Stunden   freiwillig und unentgeltlich für den Nächsten im Einsatz.