Rückblick Hochwasser 1965 und 1966

Aus gegebenem Anlass wollen wir einen Blick in unsere Feuerwehrchronik aus dem Jahr 1965 und 1966 werfen. Wir können darin einige Parallelen zu den Jahren 2018 und 2019 erkennen.
4. September 1965: Nach tagelangen wolkenbruchartigen Regenfällen trat die Drau über die Ufer und überschwemmte das ganze Tal. Der Siflitz-, Zauchen- und Brandschusterbach waren zu reißenden Wildbächen angestiegen und verwüsteten die Straßen und Felder unseres Dorfes. Vom 4. bis 7. September waren alle Feuerwehrmänner Tag und Nacht im Katastropheneinsatz. Nach Aussagen älterer Dorfbewohner war die Katastrophe im Jahre 1903 viel geringer und es hat nicht soviel Wasser im Drautal gegeben. 
Überfutungen am Mitterling
Am 5. September erreichte der Wasserstand der Drau zwischen Kleblach und Lind einen Zustand, welcher seit Menschengedenken nicht vorhanden war. Die Draubrücke wurde zur Gänze weggerissen und der Wasserstand erreichte bei der Banklerhütte am Mitterling eine Höhe von 2.60 m.  
zerstörte Draubrücke in Kleblach
Die Wassermassen der Drau drangen bis zu den ersten Häusern des Dorfes vor. In der Nacht vom 5. auf 6. September tobte der Brandschusterbach. Die umliegenden Felder am Auslauf des Baches wurden meterhoch vom Geröll und Schlamm verschüttet. Diese Nacht wurde zu einem Inferno für unser Dorf. Feuerwehrmänner und freiwillige Helfer, ausgerüstet mit Werkzeug und Fackeln, versuchten das Schlimmste zu verhindern. 

Blick in Richtung Ortseinfahrt Lind
 
Drei Tage war Lind von den anderen Ortschaften völlig abgeschlossen; die einzige Möglichkeit, aus dem Dorf herauszukommen, war der Weg über Bärnbad nach Sachsenburg.

Beim Anwesen Walter Egger, vlg. Reißacher am Kims, wurden in einem schwierigen Einsatz 80 Stück Vieh geborgen.
überfluteter Mitterling mit Bankler Schupfen
 
Von Oberdrauburg bis Sachsenburg hielten nur zwei Brücken über die Drau den Wassermassen stand; alle anderen wurden von den Fluten weggeschwemmt. Erst nach Rückgang der Wassermassen innerhalb von drei Tagen sah man das ganze Ausmaß der Verwüstungen.
 
Die Aufräumungsarbeiten im Dorf dauerten Monate - Häuser, Gärten, Felder und Straßen mussten vom Schutt und Schlamm gereinigt werden.
18. - 23. August 1966: Oberkärnten wird von einer noch größeren Hochwasserkatastrophe heimgesucht. (Das ganze Tal ist ein einziger See. Bei der Bankler-Hütte am Mitterling wird ein Wasserstand von "3.2o m" gemessen.
 
 
Mit ungeheurer Gewalt überfluteten die Wassermassen das leidgeprüfte Oberkärnten. Harmlose Bäche wurden zu reißenden Flüssen; Möll, Drau und Lieser wuchsen zu gewaltigen Strömen an. Straßen, Äcker und sogar Häuser wurden zu Flussbetten und überall wälzte sich die braune, schmutzige Flut, die Tod und Verderben brachte.
Überflutung im Ortsgebiet
Behelfsbrücke nach Kleblach
 
Die provisorische Draubrücke, erst im Vorjahr von den Pionieren unseres Bundesheeres errichtet, ist abermals ein Opfer der Draufluten geworden. Die Pioniere errichteten neuerlich die lebenswichtige Brücke über die Drau.
 
Drei Tage und Nächte waren die Männer unserer Feuerwehr im Einsatz, um das Leben und Gut anderer zu retten und zu schützen.

4. - 7.November 1966: Nach Schneefällen im Gebirge und anschließendem Föhn mit Regenfällen bis über 2.500 m, kam es neuerlich zu schweren Überschwemmungen und Vermurungen in Oberkärnten. Die Fluten der Drau reichten bis zur alten Säge.
Blick von Kleblach nach Lind
Der Siflitzbach trat über die Ufer und riß die Hütte des Herrn Stefan Türk mit sich. Der Zauchen-, Kapellen-, Brandschuster-, Pfeiferbachl und sonstige kleine Gerinne wurden zu Wildbächen und vermurten Teile unseres Ortes. 
Überflutungen beim Pfarrerbachl
Bundesheer bei der Arbeit
 
Die Männer unserer Feuerwehr waren den Anforderungen dieser Katastrophe nicht mehr gewachsen; über 2000 Stunden waren sie schon im Einsatz. Von der Einsatzleitung wurde das Österreichische Bundesheer zu Hilfe gerufen.
 
Bis 13. November, erstreckten sich die Hilfeleistungen, bis alles wieder so halbwegs in Ordnung war.

Die Hochwässer des heurigen Jahres waren "Hochwässer des Jahrhunderts!"
22 Tote und Schäden in Millionenhöhe (fast die Milliardengrenze erreicht) waren zurückgeblieben.

durch LKW beschädigte Behelfsbrücke nach Kleblach

Die Kärntner Landesregierung hat aus Anlass der Hochwasserkatastrophen von 1965 und 1966 "Die Kärntner Erinnerungsmedaille für Katastropheneinsatz" aufgelegt und an die Gemeinden zur Überreichung an verdienstvolle Feuerwehrmänner und freiwillige Helfer übergeben.